Flusskrebse

Die Handelsbezeichnungen lauten meist blauer/roter Zwerghummer. Meine Cherax quadricarinatus habe ich als "blauer Zwerghummer" gekauft, wohl wissend was es wirklich ist. Man muss sich schon ein bisschen wundern, was der Handel so treibt, wenn 25 cm groß werdende Krebse als Zwerghummer angeboten werden.

Bereits in den 1970er Jahren machte ich erste Erfahrungen mit dem Lousiana Sumpfkrebs (Procambarus clarkii). Die Tiere gab es damals jedoch nicht im Zoofachhandel, sondern sie wurden aus dem Lebensmittelhandel bezogen, dementsprechend war der Gesundheitszustand schlecht. Ein weiterer Amerikaner war damals im Lebensmittelhandel erhältlich, der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) Da Krebse, vor allem die größeren Arten, ihr Becken selbst "einrichten", währte die Liebe jedoch nicht all zu lange.

Im Jahr 2004 wurde mein Interesse für Krebse wieder erweckt. Da sich die Haltungsbedingungen der meisten Krebsarten ähneln, hier ein paar kurze allgemeine Angaben.

 

Krebspest:

Die Krebspest ist ein Pilz, den amerikanische Krebse verbreiten. Diese sind dagegen weitgehend immun, alle anderen Krebsarten fallen ihm zu 100% zum Opfer. Im 19. Jahrhundert gelangten amerikanische Krebse, zu Speisezwecken, nach Norditalien und die Krebspest nach Europa. Innerhalb weniger Jahre verbreitete sich die Krankheit und rottete nahezu 100% der Edelkrebsbestände aus.

Um  wieder Krebse in den europäischen Flüssen und Seen zu haben, wurden Signalkrebse und Kamberkrebse ausgesetzt, damit wurden die wenigen Krebsbestände die es

noch gab, erneut der Krebspest ausgesetzt. Überall dort wo heute amerikanische Krebse unsere Gewässer besiedeln, sind die europäischen Krebsarten (Edelkrebs, Steinkrebs, Dohlenkrebs, Galizierkrebs) ausgerottet.

In den 1980er Jahren gelangte die Krebspest auch nach Vorderasien (Türkei, Syrien) und zerstörte die dortigen Edelkrebszuchten.

Noch heute werden, in Westeuropa, Edelkrebszuchten durch die Krebspest vernichtet, die Einschleppung erfolgt meist über Wasservögel.

Eine Wiederansiedlung europäischer Arten ist erst dann möglich, wenn die amerikanischen Arten komplett entfernt und das Gewässer einige Zeit krebsfrei ist. Da Krebse auch über Land wandern, ist dies eine fast unlösbare Aufgabe. 

 

Aus diesem Grund dürfen amerikanische Krebse auf gar keinen Fall in europäische Gewässer gelangen. 

 

Auch die Haltung dieser Arten im Gartenteich ist zu unterlassen, da Krebse nächtens gern ihr Wohngewässer verlassen. Wiederholt konnten Presseberichte über wandernde Krebse, selbst in Großstädten, gelesen werden.
Wenn man die aktuellen Berichte hierzu verfolgt, wird deutlich, das leider immer wieder "Aquarianer" (in Anführungszeichen, weil sich kein richtiger Aquarianer so verhält), überzählige Tiere aussetzen. So wurden in den letzten Jahren neben den bekannten Arten auch Marmorkrebse (Procambarus sp.) und Rotscheren-Krebse (Cherax quadricarinatus) im Freiland gefunden.

Einfuhr und Haltung fremdländischer Krebse ist in der Schweiz verboten. Ausnahmegenehmigungen sind für wissenschaftliche Zwecke  möglich. Ein Privatmann/frau wird diese jedoch nicht erhalten.

Ich halte aus diesem Grund keine nordamerikanischen Arten mehr.  Es ist mir einfach zu gefährlich, wenn die Möglichkeit besteht, in einem Becken die Krebspest zu haben. 

 

Häutungsprobleme:

sind eigentlich keine Krankheit, sondern beruhen auf Haltungsfehlern. Zu hoher Nitratgehalt, zu niedriger Sauerstoffgehalt, zu hohe Temperaturen, einseitige Ernährung mit Fischfutter, zu hohe Keimbelastung des Wassers.

 

Becken:

Nicht zu kleine Aquarien mit mindesten 60 cm Seitenlänge verwenden, für die größeren Arten entsprechend größer. Ich bevorzuge niedrige Becken mit großer Grundfläche ( z.B. L85, B 45 H 25). Von den großen Arten halte ich darin nur ein Exemplar. 

Alle Krebsarten dürfen nur im Artbecken gehalten werden. Da artgleiche Krebse mittels Duftstoffen kommunizieren, kommt es bei erwachsenen Tieren kaum zu Reibereien. Werden dagegen artfremde Krebse zusammengehalten, funktionieren die Duftstoffe nicht und es kommt zu Kämpfen und Verlusten. Manche Arten, wie z.B. Cherax quadricarinatus, veranstalten regelrechte Treibjagden auf artfremde Krebse.

Für jeden Krebs im Aquarium ist mindestens ein Höhle vorzusehen, besser mehr. Für Zwergkrebse und Jungtiere größerer Arten haben sich Lochziegel (Baumarkt) bewährt, diese Ziegel unbedingt vorher gut wässern.
Fast alle Krebse bevorzugen Höhlen mit mehr als einem Ausgang, der Grund ist einleuchtend. Sitzt ein größerer Krebs vor der Höhle und versucht einzudringen, kann der kleinere leichter flüchten.

Der relativ niedrige Wasserstand hat sich bei mir bewährt. Einmal bekommt man dadurch ein günstigeres Verhältnis zwischen Wasserinhalt und Wasseroberfläche und damit einen besseren Gasaustausch,  zum anderen kann man den Krebsen, mit Holz oder Ziegelsteinen, leicht  Zugang zur Wasseroberfläche schaffen. Dies ist nützlich, damit sie Wasserlinsen fressen können und im Notfall (plötzliche Wasserverschlechterung), können die Krebse das Wasser verlassen, ohne auf dem Fußboden zu landen.

Wasser:

Krebse mögen härteres Wasser, DH 5-15, Kh 7-12, ph 7 bis 7,5. Es muss unbedingt sauber, frisch, keimarm, nitratarm, nitritfrei und sauerstoffreich sein. Die Temperaturen für die meisten Arten liegen zwischen 15° und 24° Celsius. Allerdings ist das manchen Arten, wie z.B.. unserem Edelkrebs (Astacus astacus) oder auch dem australischen Marron (Cherax cainii) zu warm. Diese Arten sollten nicht über 22° C gehalten werden. Es sollte immer eine gute Handvoll oder mehr Eichenlaub im Wasser sein, das verringert die Keimbelastung und dient als Futter.

Durch die Art Ihrer Nahrungsaufnahme verschmutzen Krebse das Wasser stark, was regelmäßige Wasserwechsel und Filterreinigung bedingt.   

Futter:

Mit eiweißreichem Futter muss  man vorsichtig sein, die Krebse werden einfach zu fett, häuten sich dadurch öfter und irgendwann sterben sie, meist bei einer missglückten Häutung. 

Krebse sind Opportunisten, sie fressen (fast) alles. Dies verführt dazu einseitig mit Fischfutter zu füttern, was natürlich auf die Dauer nicht geht. Zuviel Aufwand muss man aber trotzdem nicht betreiben. Alle Krebse fressen sehr gern verrottende Blätter von Eiche, Buche, Hainbuche, Haselnuss, Ahorn, Birke. Von diesen sollte immer reichlich im Becken vorhanden sein. 

Daneben füttere ich Wels- und Krebstabletten, Garnelen- und Störperlen, gequetschte Tiefkühlerbsen, Spargelschalen, Wasser- und Landschnecken, Regenwürmer, lebende und gefrorene rote Mückenlarven, gefrorene schwarze und weiße Mückenlarven, Krill, Tiefkühlmuschelfleisch usw. Alle diese Futtermittel füttere ich sehr sparsam, Muschelfleisch z.B.  2-3 mal jährlich. Das Hauptfutter sind und bleiben Eichenblätter. Rote/Schwarze/Weiße Mückenlarven gebe ich ca. 1-2 mal in 14 Tagen. Häutungsprobleme gibt es seither nicht mehr, auch verlorene Gliedmaßen werden inzwischen gut ersetzt. Auf die Störperlen bin ich zufällig gestoßen, von vielen Arten werden sie sehr gern genommen (2-3 mal wöchentlich) Schlechtes Tiefkühlfutter (angetaut und wieder eingefroren, erkennbar an Eiskristallen)  wird nicht angenommen. Wasserpflanzen werden unterschiedlich gefressen. 

Riesenvallisnerien und Javafarn werden von manchen Arten (Cherax peknyi., Cherax holthuisi) nicht gefressen, solange genug Ausweichmöglichkeiten in Form von Wasserlinsen und Hornkraut vorhanden sind. 

Krebse fressen kein Aas, nur Frischtotes.

Zucht:

Werden Männchen und Weibchen einer Art zusammen gehalten, kommt es fast immer zu Paarungen. Dabei hält das Männchen das Weibchen mit den Scheren fest und bringt ein Spermienpaket zwischen ihrem letzten Schreitbeinpaar an. Das sieht ziemlich brutal aus, ist es aber nicht, da auch Männchen mit nur einer oder gar keiner Schere eine Paarung vollziehen können. 

Nicht bei allen Arten sind ein Männchen und ein Weibchen automatisch gleich ein Paar. Viele, vor allem ältere, Weibchen akzeptieren nicht jedes Männchen als Geschlechtspartner. So hat bei mir ein älteres Zebrakrebs-Weibchen bereits 3 Männer umgebracht. Offenbar haben sie ihr nicht gepasst.

Nach der Paarung "kuscheln" viele Krebse einige Tage (Cherax quadricarinatus) bis Wochen (Cherax sp.). Dies hat aber nichts mit Liebe zu tun, sondern das Männchen bewacht das Weibchen bis zur Eiablage, um sicher zu sein, das sich kein anderes Männchen mit dem Weibchen paart. 

Wenige Tage bis Wochen nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier und heftet diese an ihre Schwimmfüße. Dann werden die Eier solange mit herum getragen bis die Jungen schlüpfen, auch die geschlüpften Jungkrebse werden noch einige Zeit an den Schwimmfüßen bleiben. Die meisten Krebsweibchen leben in dieser Zeit sehr versteckt und fressen wenig bis nichts. Sobald die Jungen die Mutter verlassen, sind sie auf sich allein gestellt. Wenn jetzt nicht ausreichend Verstecke für die Kleinen vorhanden sind, dezimieren sie sich gegenseitig. Kannibalismus ist bei vielen Krebsen stark ausgeprägt. Manche Arten kann man nur einzeln aufziehen (Ch.quadricarinatus, Ch. cainii).

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