Guppys

Poecilia reticulata

 

 

Im Gegensatz zur klassischen Guppyhochzucht ist die Zucht von Wildguppys und wildguppynahen Stämmen vor allem auf die Erhaltung und Vermehrung verschiedener, vorhandener, regionaler Formen gerichtet. Hierzu hält man vorzugsweise einen Stamm aus mehreren Tieren verschiedener Altersklassen in einem 50 l bis 80 l fassenden Becken. Kleinere Aquarien sind für den Dauergebrauch nicht geeignet. Verwendet man größere Becken, bekommt man schnell ein Platzproblem, weil jede Guppyvarietät ihr eigenes Aquarium braucht. 

Durch die weltweite Verwendung als Moskitofisch und die Freisetzung von Aquarienguppys, gibt es Guppys überall in den Tropen und Subtropen, teilweise sogar in den gemäßigten Zonen. Seit den 1970er Jahren ist z.B. eine Population in einem (durch Kühlwasser aufgeheizten) Bach bei Köln bekannt. 
Ein weiterer, bekannter Vertreter aus gemäßigten Zonen ist der "Japan blue wild Guppy", der aus einer Kläranlage stammen soll.

Wasser

An die Wasserwerte werden fast keine Ansprüche gestellt. Die Tiere gedeihen in hartem wie in weichem Wasser und vertragen auch Brackwasser. Tiere aus weichem Wasser bleiben jedoch meist kleiner als solche aus hartem Wasser. Ich habe schon Wildguppys ohne Probleme in reinem Regenwasser gehalten. Wichtig ist eine gute Wasserpflege damit Nitrat, Nitrit und die Keimbelastung des Wassers niedrig bleiben. In schlechtem, ungepflegten Wasser neigen Wildguppys zu Verpilzungen, lange bevor andere Fische irgendwelche Krankheitszeichen haben.

Temperatur

Wildguppys kommen mit einem breiten Temperaturspektrum zurecht. Ich halte die meisten in ungeheizten Zimmeraquarien, zwischen 20° im Winter und 27° im Sommer. Es ist von Vorteil wenn die Temperatur nachts 2-3° zurückgeht.

Nahezu jeden Sommer verbringen einige Tiere in einem kleinen Teich auf der Südseite des Hauses, sie vermehren sich dort auch. Es stellt für die Tiere kein Problem dar wenn die Wassertemperatur nachts mal auf 15° Celsius fällt, solange sie tagsüber wieder auf 20°C oder mehr ansteigt. Bei 12° gab es Verluste, als in einem Balkonteich die Wassertemperatur nachts unter 10°C fiel gab es keine Überlebenden.

 

Futter

Wildguppys fressen alles was sie bewältigen können. Mehrfach konnte ich beobachten wie frisch gehäutete Süßwassergarnelen von den großen Weibchen überwältigt wurden. Zwei oder mehr der großen Weibchen zerrten gleichzeitig an verschiedenen Enden der Garnele und zerrissen sie auf diese Weise, natürlich war dann ganz schnell der "Rest der Bande" zur Stelle und ruckzuck war die Garnele aufgefressen.

Normalerweise kann man Wildguppys jedoch mit handelsüblichem Futter ernähren.

Meine Guppys bekommen Trockenfutter, frisch geschlüpfte Artemianauplien, rote und schwarze Mückenlarven, Cyclops, Spirulinatabletten, Katzenfutterpellets (im Scheibenmagnet festklemmen), alle Insekten die sich ins Haus verirren, Blattläuse, Fadenalgen und Schwebalgen. Die Liste ist nicht vollständig.

Viele Guppyzüchter fertigen ihr eigenes Tiefkühlfutter an, einige Rezepte hierzu sind im Internet veröffentlicht.

 

Zucht   

Die Zucht von Wildguppys ist denkbar einfach. Solange man nichts dagegen unternimmt vermehren sie sich. Für ein gesundes und rasches Wachstum der Jungen ist jedoch passendes Lebendfutter (Artemia- und/oder Cyclopsnauplien) erforderlich.

Wer seine Wildguppys auf diese Art ernährt, wird bald zu viele davon haben. Der Handel nimmt kaum Wildguppys ab, die Nachfrage ist zu gering, ein Aquarienfreund mit Raubfischen ist eine Lösung, wer den nicht hat kann sich selbst Raubfische zulegen.
Meine Überschüsse landen in den Mägen von Rotrücken-Orinoko-Skalaren und Channa bleheri.

Wer keine so starke Vermehrung wünscht kann kleine Räuber mit in das Becken setzen. Die sollten so beschaffen sein, das sie nur ganz kleine Guppys fressen können. Kaisersalmler, Halbschnabelhechte oder Goldringelgrundeln haben diesen Zweck schon hervorragend erfüllt. Allerdings nicht zusammen sonst wird der Jagddruck zu stark und es kommen keine Jungfische mehr durch.
Auch die Vermehrungsrate sollten Sie berücksichtigen, die ist bei Wildguppys stark unterschiedlich. Manche Stämme bekommen nur wenige Junge, die zudem nach der Geburt noch einige Zeit nicht richtig schwimmen können, da müssen Sie mit Räubern entsprechend vorsichtig sein.

Es ist sowieso sinnvoll, erst dann Räuber einzusetzen, wenn der Stamm zahlenmäßig stark genug ist um einen ständigen Aderlass zu vertragen.

Inzuchtschäden sind im Allgemeinen nicht zu befürchten, trotzdem sollten wir auf Tiere mit Wirbelsäulenverkrümmungen, Mopsköpfen oder anderen Inzuchtschäden achten und diese ggf. entfernen.

 

Kreuzungen

Das wichtigste Ziel bei der Zucht von Wildguppys ist der "reine Stamm" mit Herkunftsnachweis. Eine "Blutauffrischung" wie bei Säugetieren oder Vögeln ist bei Wildguppys, m.E. nicht notwendig. Sollte trotzdem einmal ein Stamm  "verbutten" (werden immer kleiner, mickriger und empfindlicher) hilft eine Sommerfrische im vergrabenen Maurerkübel. Kreuzt  man Wildguppys verschiedener Herkunft, hat man nichts mehr.  Kreuzungen mit Hochzuchtguppys bringen auch nichts, denn das Ergebnis ist weder ein Wild-, noch ein Zuchtguppy. Wollte man dennoch in einen Zuchtstamm frische Wildguppygene einkreuzen, müsste  man ein Top-Zuchtmännchen mit Wildweibchen kreuzen, ein anderes Topmännchen mit der F1, ein weiters mit der F2 usw. Bis man wieder die Qualität des Hochzuchtstammes erreicht, sind die Wildguppygene futsch.

 

Krankheiten

Guppys sind zäh. Diese Behauptung ist so häufig wie sie falsch ist. Richtig ist, bei artgerechter Haltung neigen Guppys nicht mehr zu Krankheiten als andere Fische. Bei nicht artgerechter Haltung gehen sie ein.

Man sollte auch extrem vorsichtig sein, wenn man andere Fische zu den Guppys setzt. Es gibt immer wieder regelrechte Seuchen, meist bakterieller Art, an der alle Guppys innerhalb weniger Tage sterben, andere Fische im Becken aber keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen. Selbst andere Guppys können gefährliche Krankheitsüberträger sein, ohne selbst zu erkranken.

Bevor Sie also einen Fisch aus dem Quarantänebecken in ein Guppybecken setzen, machen Sie zuerst die Gegenprobe. Sind Ihre neuen Fische im Quarantänebecken nach 14 Tagen noch gesund und munter, setzen Sie ein paar Guppys zu den Neuen in das Quarantänebecken und warten weitere 14 Tage.

Die Nichtbeachtung dieser Regel hat mich meinen ersten Stamm Endlers gekostet, ich hatte Dornaugen zugesetzt. Eine Woche später lebte kein Guppy mehr!! Natürlich waren die Dornaugen 14 Tage im Quarantänebecken gewesen, übrigens leben sie heute noch.

Falls sich Ihre Guppys trotzdem etwas geholt haben, das über einen Ichtyo hinausgeht, doktern Sie nicht herum. Schalten Sie einen Tierarzt ein, dieser wird ggf. eine bakteriologische Untersuchung veranlassen. Das kostet Zeit und Geld, aber falsche Medikamente bringen mehr Guppys um als Krankheiten und kosten ebenfalls Zeit und Geld. 

Nutzen Sie die Zwischenzeit um die Haltungsbedingungen zu optimieren. 
Fangen Sie möglichst viele Neugeborene heraus und setzen Sie diese in kleine Extrabecken. Nehmen Sie aber kein Wasser aus dem kranken Aquarium für die Jungfische. 

Das ist kein Witz, es hat bei einer Infektion mit "Aeromonas hydrophila"  funktioniert. Ebenfalls eingeschleppt durch Quarantäneverstöße. Bis der Befund feststand waren die Alten schon fast alle gestorben, wieder gesund wurde kein einziger. Die Jungen in den Extrabecken blieben am Leben (ohne Behandlung) und der Stamm konnte wieder aufgebaut werden. Warum es funktioniert hatte, wusste ich nicht, vielleicht haben junge Fische, ähnlich wie junge Säugetiere, besonders starke Abwehrkräfte und durch die Umsetzung kamen keine neuen Erreger dazu. Die Jungen, die bei den Alten blieben, starben auch. 

Spätere Nachforschungen haben ergeben, das "Aeromonas hydrophila" fast überall vorkommt, vor allem immer da wo was vergammelt. Das Bakterium verursacht Schäden in der Fischereiwirtschaft (Forellen). In meinem sauberen Wasser gab es dieses Bakterium nicht. Als es dazukam starben die erwachsenen Guppys, weil sie sich nicht anpassen konnten. Die Jungen konnten sich noch anpassen, sie überlebten deswegen  und weil ich sie von den alten "Bazillenmutterschiffen" getrennt hatte waren sie keiner weiteren Infektionsquelle ausgesetzt.

Die Wasserwerte waren absolut identisch (ph 7,5; GH 14; KH 10, Nitrat 30 mg; Nitrit 0). Kein anderer Fisch zeigte irgendein Krankheitsanzeichen.

Startseite

Seitenbesucher laut count24.de - dem gratis Counter ohne Anmeldung